Pressemitteilung vom 09.04.2019
Dr. Jürgen Rembold Stiftung * Fuchsweg 60 * 51503 Rösrath * Telefon 02205 83600
PRESSEMITTEILUNG
Brücken bauen und Mauern einreißen
Interkulturelle deutsch-nordafrikanische Ausstellung in Rösrath eröffnet
Selten hat eine Vernissage im Bürgersaal Hoffnungsthal einen solchen Besucheransturm erlebt wie die zur Kunstausstellung „Brücken bauen – Mauern einreißen“. Unter dem Motto „Kulturen im Dialog“ zeigen 13 Künstlerinnen und Künstler aus Marokko, Algerien, Ägypten, Indien und Deutschland 27 Werke, die in einer außergewöhnlichen Bandbreite Gedanken, Emotionen und Hoffnungen zum Thema „Brücken bauen und Mauern einreißen“ thematisieren.
Erste Station der von Künstlerin Thyra Holst initiierten Wanderausstellung ist das Rathaus in Rösrath. Im Beisein von rund 100 Gästen wird die bis 12. Juli hier gastierende Ausstellung im Bürgerforum feierlich eröffnet, musikalisch begleitet von Rawan Khalil, der die Zuhörer mit kurdischer Gitarrenmusik auf eine Reise in fremde Welten einstimmt. „Wir sind sehr stolz, die Vernissage im Rahmen der internationalen Wochen gegen Rassismus auszurichten“, betont Elke Günzel, Kulturbeauftragte und Mitorganisatorin der Veranstaltung. Bürgermeister Marcus Mombauer begrüßt die Initiative als einen Beitrag zur gelebten Völkerverständigung. „Mit der emotionalen Sprache der Kunst erreicht man alle Menschen “, bekräftigt er und dankt Thyra Holst und ihren Künstlerkollegen für deren Elan und Einsatz sowie allen Förderern, insbesondere Dr. Jürgen Rembold, der das Projekt mit seiner Stiftung für bürgerschaftliches Engagement von Beginn an unterstützte.
In einer eindringlichen Rede wirbt Festredner Theo Zwanziger, ehemaliger DFB-Präsident und Gründer der „Stiftung gegen Rassismus“ dafür, jede Chance zur menschlichen Begegnung zu nutzen. „Rassismus ist ein schleichender Prozess“ warnt er. Sein Plädoyer: „Wehret den Anfängen, setzt euch für Demokratie und Weltoffenheit ein, pflegt einen Umgang in gegenseitigem Respekt und Würde.“ Wie im Breitensport Fußball gelinge es auch mit der Ausstellung „Mauern in den Köpfen einzureißen“, lobt Zwanziger die Initiative. Wie unbemerkt sich Vorurteile einschleichen können, schildert auch Dr. Jürgen Rembold anhand einer Anekdote, in der seine Mutter ihre Verwunderung über den Kölsch sprechenden dunkelhäutigen Mann am Nachbartisch zum Ausdruck bringt. „Mit Kommunikation und Begegnung können wir Unwissenheit und Angst abbauen“, resümiert der Rösrather Stifter, „insofern hat die Ausstellung Vorbildfunktion und trägt auch zur Friedenserhaltung bei.“
Fast eineinhalb Jahre haben Thyra Holst, Freunde und Künstlerkollegen konzipiert, organisiert, mit Behörden verhandelt und Ausstellungsorte akquiriert. „Ein hartes Stück Arbeit mit ganz neuen Erfahrungen“, wie Holst offen zugibt. Umso glücklicher sei sie, nun das gelungene Ergebnis präsentieren zu können. Geprägt von einem weltoffenen Elternhaus, in dem Geschäftsleute aus unterschiedlichsten Ländern ein- und ausgingen, hat sie sich bis heute die Neugierde und Offenheit für alles Fremde bewahrt. „In Marokko habe ich im Zuge der Vorbereitungen unendlich große Gastfreundschaft erfahren“, berichtet sie „und richtig gute Freunde gefunden“. Einziger Wermutstropfen am Tag der Vernissage sei die von deutschen Behörden abgelehnte Einreise des aus Algerien stammenden Künstlers Omar Benyounes, der passend zum Ausstellungtitel eine Kalligrafie mit den deutsch-arabischen Schriftzeihen „Brücke“ entworfen hat und „sehr gerne selbst Rede und Antwort gestanden hätte“, so Holst.
Auf fachkundige Erläuterungen zu den einzelnen Kunstwerken müssen die Gäste dennoch nicht verzichten. Anschaulich und kompetent führt Prof. Irene Daum aus Düsseldorf zum Abschluss der Vernissage durch die Ausstellung und setzt den deutsch-nordafrikanischen kulturellen Dialog in einen kunsthistorischen Gesamtzusammenhang. Landschaften und die Kultur Nordafrikas seien seit der legendären Tunis-Reise von Paul Klee und seinen Kollegen vor über 100 Jahren eine bedeutende Quelle der Inspiration gewesen, so Daum, insbesondere die in der nordafrikanischen Kunst weit verbreiteten geometrische Gestaltungselemente und die Leuchtkraft der Farben wirke bis in die zeitgenössische europäische Kunst. „In jüngster Zeit erfahren auch marokkanische Künstler internationale Anerkennung und verankern sich als Teil einer globalen Kulturszene“, führt Daum aus. „In der Ausstellung ‚Brücken bauen und Mauern einreißen‘ zeigen deutsche und nordafrikanische Künstler in einer enormen Bandbreite von gegenständlicher und abstrakter Malerei, Textilkunst, Kalligrafie, Collagen und digitaler Fotokunst, was sie einzigartig macht und was sie verbindet.“
Die Ausstellung ist im Bürgersaal Hoffnungsthal sowie in der 1. Etage des Verwaltungsgebäudes noch bis zum 12. Juli, Mo.-Do. 8-12 und 14-18 Uhr, Fr. 8-12 Uhr zu sehen.
Petra Stoll-Hennen, 6.4.2019