Pressemitteilung vom 12.02.2020
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PRESSEMITTEILUNG
Ein bisschen Frieden, ein bisschen Freiheit
Syrischer Pianist Aheam Ahmad begeistert in Schloss Eulenbroich
Fast wäre wegen Sturmtief „Sabine“ das Konzert ausgefallen. In letzter Minute holte der Mitinitiator und Rösrather Stifter Dr. Jürgen Rembold den syrischen Pianisten Aheam Ahmad am Düsseldorfer Hauptbahnhof ab, weiter war dieser wegen des Sturms nicht gekommen. Was die Zuschauer dann erwartete, war eine ganz besondere Sternstunde in der Veranstaltungsgeschichte von Schloss Eulenbroich. Gleich zu Beginn legte der Künstler, der als Pianist mitten in den Trümmern eines syrischen Flüchtlingslagers bereits Geschichte geschrieben hat, fulminant los. Wer ein klassisches Klavierkonzert erwartet hatte, war möglicherweise überrascht, denn Ahmad nutzte den Flügel sogleich auch als Harfe und Schlagzeug. Er spielte ausschließlich Eigenkompositionen, die an seiner klassischen Ausbildung jedoch keinen Zweifel ließen und bot einen virtuoser Parforceritt durch vor allem klassische Genres mit viel „Rachmaninow“, angereichert durch orientalische Gesangseinlagen und Zitate arabischer Philosophen. Sein Fortissimo brachte den sanierten Bechstein-Flügel des Schlosses mitunter an seine Leistungs- und Belastungsgrenzen. Immer wieder forderte der Vollblutkünstler das Publikum zum Mitsingen auf, auch bei deutschem Liedgut wie „Schlaf, Kindlein schlaf“. Und immer wieder als roter Faden und beherrschendes Thema: „Ein bisschen Frieden, ein bisschen Freiheit“. Das Konzert war eingebettet in eine Lesung aus Ahmads Buch „Und die Vögel werden singen“, professionell vorgetragen von Julitta Münch. Sie zitierte Stellen, die die Kindheit des Künstlers mit seinem blinden, musikalischen Vater in Damaskus beschreiben, seine Ausbildung zum Pianisten bis hin zu seiner Flucht 2015. Auf charmante und einfühlsame Weise sorgte Münch für eine offene Gesprächsatmosphäre und moderierte Fragen des Publikums. So erläuterte der Künstler auf die von Ingrid Ittel-Fernau, Leiterin des Kulturvereins, gestellte Frage nach den vorherrschenden Molltönen in seinen Kompositionen offen, dass dies zwar arabische Tonalitäten seien, aber auch seine bis heute andauernde Stimmungslage spiegelten. Ob Zufall oder nicht, das folgende Stück beendete er mit einem Durakkord, der tatsächlich stimmungsaufhellend wirkte. Im Publikum befand sich übrigens ein ganz besonderer Fan des Künstlers: Das ebenfalls aus Syrien stammende musikbegeisterte Mädchen, dem Aheam Ahmad bei seinem ersten Auftritt im Schloss vor zwei Jahren spontan sein Klavier geschenkt hatte. In der Zugabe verarbeitete der Künstler einen „Kassiber“ (heimliches Schreiben) eines Häftlings und erläuterte anschließend die Situation der rund 200.000 syrischen politischen Gefangenen. Von Auftritt zu Auftritt zu fahren, helfe ihm, nicht ständig darüber nachzudenken. Die Zuhörer hat er an diesen Abend ganz sicher berührt und zum Nachdenken gebracht, aber vor allem mit seiner außergewöhnlichen Musikalität und Authentizität begeistert. Das Publikum dankte es dem Künstler mit Standing Ovations. Zum Abschluss der Sternstunde signierte Aheam Achmad die mitgebrachten im Nu ausverkauften Bücher und CDs liebevoll persönlich, während draußen bereits ein neues Sturmtief im Anmarsch war.
Rembold-Stiftung, 12.02.2020