„Geschwister“ von Anne Klußmann gewinnt
41. Rösrather Künstlerausstellung
Es war eine ganz besondere Ausstellung im Jahr nach dem 40. Jubiläum: Getragen von Künstlerinnen und Künstlern, die sich trotz anhaltender Coronapandemie und Hochwasserkatastrophe im Sommer ihre Schaffenskraft nicht nehmen ließen. Und gewürdigt von einer Rekordzahl an Kunstinteressierten, die den „Hunger nach Kunst“, wie es Kunsttheoretikerin Marise Schreiber formulierte, teilten und die hochkarätige Ausstellung im Werkstattgebäude von Schloss Eulenbroich besuchten. „Mit 347 gezählten Stimmabgaben haben wir die höchste Beteiligung seit Aufzeichnungen“, freute sich auch Elke Günzel, Kulturbeauftragte der Stadt und Organisatorin der Veranstaltung zum Auftakt der Finissage und Preisverleihung der 41. Rösrather Künstlerausstellung, die von Pianist Lothar Werle mit viel Feingefühl und guter Laune begleitet wurde.
Die Sehnsucht nach Hoffnung und einen positiven Blick auf das Leben spiegelt auch das vom Publikum mit großer Mehrheit auf den ersten Platz gewählte Bild „Geschwister“ von Anne Klußmann wider, die die Auszeichnung gerührt entgegennahm. Die in Rösrath lebende Künstlerin beschwört in ihrer impressionistischen Arbeit in Acryl auf Leinwand den liebevollen Zusammenhalt von Familienangehörigen. Inmitten einer farbenprächtigen, üppigen Wiese geben sich die beiden Geschwister im wörtlichen Sinne Halt. „Das Gemälde versinnbildlicht den Wunsch nach einer heileren Welt“, beschreibt es Kunsttheoretikerin Schreiber, eine Projektion, die offenbar die Herzen der Betrachterinnen und Betrachter erreichte.
„Geschwister“ ist eines der von 38 Künstlerinnen und Künstlern ausgestellten 58 Kunstwerke, die zuvor von einer Fachjury sorgfältig ausgewählt wurden. „Die Stadt kann mit Stolz auf eine eindrucksvolle Ausstellungsgeschichte zurückblicken“, betonte Robert Scheuermeyer, Vorsitzender des Ausschusses für Kultur, Städtepartnerschaft und Ehrenamt in seiner Begrüßung und betonte: „Hier handelt es sich tatsächlich um Tradition, die sich aus ihrer wachsenden Qualität definiert.“
Stifter Dr. Jürgen Rembold lobte das Engagement der zahlreichen Ehrenamtler, die Jahr für Jahr für das reibungslose Gelingen der Ausstellung sorgen. Gemeinsam mit Kunsttheoretikerin Marise Schreiber moderierte er in gewohnt launiger Art die Preisvergabe, aufgelockert durch kurzweilige Zwiegespräche mit Pianist Werle und überreichte die symbolischen Schecks in Höhe von 500, 300 und 200 Euro sowie eine Tasse „Rösrather Kulturkaffee“ an die Preisträgerinnen.
Der zweite Platz der Publikumswahl ging an Verena Kupper für ihre Installationen aus Papier und Plexiglas. Die in beige-natur gehaltenen Artefakte „Perspektiven I und II“ faszinieren durch ihre durchsichtigen und doch undurchschaubaren Blickwinkel sowie präzise handwerkliche Arbeit.
Eine ganz besondere Perspektive auf das eigene Ich kreierte die Drittplatzierte Lukrezia Krämer mit ihrem in Öl auf Leinwand gemalten „Spiegelbild“ im Wald, das eine ernste, aber nicht verloren wirkende junge Frau zeigt und Betrachter von der Szenerie und den gedeckten, grünen Farbtönen an ihr Siegerbild der Ausstellung 2019 erinnerte.
Insgesamt zeichnete sich die 41. Rösrather Künstlerausstellung durch eine besondere Vielfalt aus: Von der klassischen Malerei, Skulpturenarbeit, Papierkunst bis zum artifiziellen und raffinierten Videofilm waren zahlreiche neue Kunstgenre vertreten, die schon heute Lust auf die 42. Ausstellung 2022 machen.
Petra Stoll-Hennen