Ein Foto wie gemalt
Günter Brauhardt gewinnt Publikumspreis der 38. Künstlerausstellung
Die 38. Künstlerausstellung in Rösrath endete mit einer fulminanten Finissage und einem deutlichen Sieger: „Berlin 2/12“ von Günter Brauhardt macht das Rennen, ein farbintensives abstraktes Gemälde, das sich vielen Besuchern erst auf den zweiten Blick als Fotografie offenbart.
Mit 179 eingereichte Bewerbungen und 305 gültigen Stimmen bricht die 38. Künstlerausstellung erneut sämtliche Beteiligungsrekorde des Vorjahres, freute sich die Kulturbeauftragte der Stadt und Organisatorin der Veranstaltung, Elke Günzel. Die von zahlreich erschienenen Kunstschaffenden und Kunstliebhabern mit Spannung erwartete Preisverleihung im Werkstattgebäude von Schloss Eulenbroich wurde mit viel Schwung und einer beeindruckenden Sololeistung von Christian Hinz am Kontrabass begleitet.
Zur Wahl standen 37 Werke von 31 Künstlern, die im Vorfeld einvernehmlich von einer Jury ausgesucht wurden. Das Preisgeld von insgesamt 1000 Euro stiftete bereits zum sechsten Mal die Rembold Stiftung zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements. „Als Künstler in die Endrunde zu kommen, ist schon eine Auszeichnung“, betonte Stifter Dr. Jürgen Rembold in seiner Laudatio und nutzte die Übergabe der symbolischen Schecks und einer Tasse mit „Rösrather Kulturkaffee“, um mehr über die drei preisgekrönten Werke zu erfahren.
„Ich kann es gar nicht fassen“, bedankt sich Günter Brauhardt zunächst für die Wertschätzung seiner Arbeit. Der in Neuhonrath lebende Künstler geht mit einem besonderen Blick für Details durchs Leben: „Ich sehe ein alltägliches Motiv in einer besonderen Perspektive, vertiefe mich in einen Ausschnitt, der mich fasziniert und kreiere so ein völlig neues Bild“, beschreibt er seinen Schaffensprozess. Berlin 2/12 ist eine Detailaufnahme einer aus der Zeit gefallenen, vergessenen Litfaßsäule, die Schicht um Schicht mit bunten Plakaten überklebt wurde. „Das Foto ist nicht am Computer bearbeitet“, betont Brauhardt, „Farben und Formen sind exakt so festgehalten, wie mir das Motiv über den Weg gelaufen ist“. Unterstützt werde die Leuchtkraft der Farben durch den Alu-Dibond Druck auf das Hightechpapier „Fine Art Smooth“. Das 80 x 105 cm große Gemälde, das aus einer 4-er Serie stammt, hat übrigens schon vor der Prämierung einen Käufer gefunden: „Ich habe Berlin 2/12 sofort als Foto erkannt und mich in den abstrakten Charakter und die Farben verliebt“, freut sich Käufer Klaus Netzband.
Mit viel Liebe zum Detail und einer außergewöhnlichen Spiegelinstallation beeindruckte auch das auf Platz zwei gewählte Kunstwerk „Variationen im Tanz“ der Künstlerin Ingrid Golz. Unterschiedlich geformte Papierskulpturen hängen an seidenen Fäden, schon ein Hauch genügt, um sie zum Tanzen zu bewegen. Die in Bensberg lebende Künstlerin schöpft das Papier selbst aus doppelt gegautschter taugerösteter Flachsfaser. „Die gezielt eingefügten Peddigrohrfasern und der individuelle Trocknungsprozess machen jede Skulptur zu einem Unikat“, erklärt Golz den aufwändigen Herstellungsprozess. „Im klarsten Sinne Kunst-Hand-Werk“, lobt auch Kunsttheoretikerin Marise Schreiber, die die tanzenden Skulpturen schon bei der Vernissage als einen der Favoriten ausmachte. Mit großem handwerklichem Geschick überzeugte auch Renate Martinsdorf-Henrici. Ihre Trilogie „Gärten in Weiß“ belegte den dritten Platz in der Gunst des Publikums. Die Künstlerin arbeitet ebenfalls mit Papier, nutzt dessen „taktile, sinnliche Strukturen“ und will damit das Augenmerk des Betrachters auch auf die schöpferische Kraft des Rohstoffes und dessen Bewahrung lenken.
Menschen für Kunst zu interessieren, liegt auch Stifter Dr. Jürgen Rembold sehr am Herzen und so dankte er allen Beteiligten für deren Einsatz und beendete die 38. Künstlerausstellung mit dem Appell: „Kunst und Kultur sind wunderbare Felder für bürgerschaftliches Engagement, engagieren Sie sich auch in der Zukunft dafür.“
Sto/06.11.2018